Reisen

Roll to Tomorrowland

Da stand ich nun, am drit­ten Tag von Tomor­row­land 2019, mit­ten in einer Meu­te von tan­zen­den Men­schen. Der Bass ging mir durch den gan­zen Kör­per, durch alle Kno­chen und Mus­keln, und das schon seit drei Tagen.
David Guet­ta leg­te vor mir auf und ich war nur am Stau­nen. Nicht wegen sei­ner Musik, son­dern wegen sei­nen Haa­ren, für die er anschei­nend kei­ne Zeit hat­te. Ein Tor­na­do müss­te gewü­tet haben, dort wo er her­kam. Man könn­te mei­nen, dass ein DJ, der eine hal­be Mil­li­on Euro für einen Auf­tritt ver­dient jeman­den für sei­ne Haa­re hät­te. Anschei­nend war das nicht so. Aber fan­gen wir von vor­ne an.

David Guetta Tomorrowland 2019

Am 28ten Juni wur­de ich von einem Paket über­rascht. Unser Arm­band kam in einer schö­nen Box mit einem gut design­ten Buch an. So etwas krea­ti­ves hat­te ich nicht erwar­tet. Das Arm­band, wel­ches hand­ge­macht aus Leder ist, besitzt einen RFID-Chip in einem klei­nen Medail­lon aus Metall. Eine schö­ne Abwechs­lung zu den Stoff­bän­dern, die man von ande­ren Fes­ti­vals kennt. Die­sen Chip ver­linkt man mit sei­nem Tomor­row­land-Account und kann dar­auf­hin Geld auf das Arm­band laden. Das Geld wird dabei zu Per­len (1 Per­le = 1,60€), einer eige­nen Tomor­row­land-Wäh­rung umge­wan­delt. Die Prei­se auf dem Fes­ti­val wer­den aus­schließ­lich in Per­len ange­ge­ben. Dadurch erschei­nen die Prei­se gerin­ger, als sie in Wirk­lich­keit sind. Gezahlt wird dabei über­all aus­schließ­lich mit sei­nem Armband.

Tomorrowland The Book of Wisdom

Man kann auch sei­nen Face­book-Account mit dem Arm­band ver­bin­den. Indem man dar­auf­hin zwei Arm­bän­der anein­an­der­hält, fügt man auto­ma­tisch den ande­ren zu sei­nen Freun­den auf Face­book hin­zu.
Geni­al, wenn ich dar­über nach­den­ke, wie vie­le Men­schen ich schon auf Fes­ti­vals ken­nen­lern­te, aber sie nie wie­der­sah, weil wir nie Kon­tak­te austauschten.

Tomorrowland 2019 Bracelet

Das Buch ist schön illus­triert und erzählt eine Geschich­te von zwei jun­gen Leu­ten, die aus ihrem lang­wei­li­gen Leben her­aus­ge­ris­sen wer­den, um als Hüter der “Sto­ried Realms” arbei­ten zu müs­sen. Sie sol­len die Welt von einem Unglück befrei­en, in der das Tomor­row­land Fes­ti­val abge­sagt wer­den wür­de. Ich las die Geschich­te ger­ne. Aller­dings ärger­te ich mich über den Cliff­han­ger am Ende, weil man nun das Buch von 2020 bräuch­te, um zu erfah­ren, wie die­se Geschich­te wei­ter geht.

Seite im Book of Wisdom

Donners­tag

Es ist 03:00 Uhr don­ners­tags in der Frü­he. Ich mache mich mit einem Freund auf den Weg nach Boom in Bel­gi­en. Dort fin­det jähr­lich seit 15 Jah­ren das Tomor­row­land Fes­ti­val statt, wel­ches im Jahr 2018 stol­ze 400.000 Besu­cher auf­wei­sen konn­te. Elek­tro­ni­sche Tanz­mu­sik ist der Musik­stil, von wel­chem ich eigent­lich kein gro­ßer Fan bin. Mich inter­es­sier­te viel mehr das Büh­nen­bild, die Men­schen aus aller Welt und alles ande­re rund um „Das Fes­ti­val, wel­ches man erlebt haben muss“.

Hauptbühne bei Tag Tomorrowland 2019

Ich mach­te mir in die­ser Hin­sicht also sehr gro­ße Hoff­nun­gen. Schließ­lich kos­te­te mich das “Glo­bal Jour­ney Ticket” stol­ze 681€. Es hät­te auch für 365€ funk­tio­nie­ren kön­nen, dafür müss­te man aber wirk­lich Glück haben, denn sobald die­se Tickets zum Ver­kauf online gehen, sind sie inner­halb weni­ger Sekun­den aus­ver­kauft und so pas­siert es meis­tens, dass man end­los in der War­te­schlan­ge hängt und am Ende die Nach­richt bekommt, dass alle Tickets aus­ver­kauft sind. Mein Kum­pel saß mit fünf ver­schie­de­nen IP-Adres­sen in die­ser War­te­schlan­ge und hat kei­ne Tickets bekom­men. Also pro­bier­ten wir es die Woche dar­auf zum zwei­ten Ver­kaufs­start und konn­ten uns nur ein GJ-Ticket ergat­tern. Bei die­sem erhiel­ten wir einen Turn­beu­tel, das Spiel Knif­fel, einen Notiz­block und eine Bus­rei­se von Eiden­ho­ven — Boom (die wir nicht benutz­ten) für sat­te 325€ extra.

Tomorrowland Global Journey Extras

Gegen 08:00 Uhr kamen wir mit dem Auto am Park­platz an und muss­ten uns noch zwei Stun­den bis zum Öff­nen der Tore gedul­den. Ich war leicht ent­täuscht gewe­sen, weil auf den Park­plät­zen über­wie­gend nur Deut­sche Kenn­zei­chen zu sehen waren und man auch den gan­zen Tag über­all nur Deutsch hör­te. Ich woll­te Men­schen aus aller Welt sehen und nicht das Gefühl haben in Deutsch­land zu sein. Kurz bevor die Tore von Tomor­row­land öff­ne­ten mar­schier­te eine Marsch­ka­pel­le her­aus und spiel­te ein paar bekann­te Lie­der auf ech­ten Instru­men­ten. Das erfreu­te mich sehr und ich ging gespannt durch das Will­kom­men-Regen­bo­gen­tor, wel­ches in echt viel klei­ner erscheint als in den Aftermovies.

Willkommen Regenbogentor Tomorrowland

Ich kann nicht wirk­lich beschrei­ben, was ich beim Rein­ge­hen erwar­te­te. Viel­leicht etwas Magi­sches? Etwas was sich von ande­ren Fes­ti­vals unter­schei­det und mich zum Stau­nen bringt? Doch das Stau­nen blieb aus und ich fühl­te mich hei­misch auf einem stink­nor­ma­len Fes­ti­val. Nur der Holz­bo­den, der schön aus­ge­legt war und am Cam­ping­platz als Weg dien­te war mir neu. Der Cam­ping­platz war auch etwas klei­ner als erwar­tet.
Neu für mich war auch, dass jedes Cam­ping­ab­teil eine eige­ne Ser­vice Sta­ti­on hat­te. Dort gab es eine Pump­sta­ti­on für Luft­ma­trat­zen, zwei gro­ße Grills zum selbst gril­len und eine Infor­ma­ti­ons­stel­le, die von einem Mit­ar­bei­ter besetzt war.

Laufweg Tomorrowland

Durch unse­re Pünkt­lich­keit sicher­ten wir uns einen guten Platz in unmit­tel­ba­rer Nähe zu den Duschen, den Schließ­fä­chern, den Toi­let­ten und in Nähe zum Markt. Da wir lan­ge nichts geges­sen hat­ten, ging es nach dem Auf­bau direkt zum besag­ten Markt. Die­ser bestand aus zwei Sei­ten, auf wel­chen Con­tai­ner­häus­chen neben­ein­an­der stan­den und mär­chen­haft deko­riert waren. Auf der einen Sei­te befan­den sich Läden mit Cam­ping­zu­be­hör, Mer­chan­di­se, eine Bäcke­rei, ein Juwe­lier, ein Haar­stu­dio, ein Make-up Salon, der haus­ei­ge­ne Tomor­row­land Radio­sen­der und ein Super­markt, in wel­chem man aus­schließ­lich mit Kre­dit­kar­te bezah­len konn­te. Es war der ein­zi­ge Laden auf ganz Tomor­row­land, wo etwas ande­res als Per­len akzep­tiert wur­den.
Auf der ande­ren Sei­te befan­den sich Geträn­ke. und Imbiss­bu­den, mit den ver­schie­dens­ten Gerich­ten. Bel­gi­sche Pom­mes, Pas­ta, Nudel­bur­ger, Sand­wi­ches, und noch vie­les mehr.

Marketplace Tomorrowland
Tomorrowland Nudelburger

Ein dicker Plus­punkt von mir, denn es gab wirk­lich etwas für jeden Geschmack, sofern es das Porte­mon­naie erlaub­te. Denn eine Por­ti­on Pom­mes mit Sau­ce kos­te­te hier 5 Per­len (8€) und eine klei­ne Dose Miranda/Cola/Wasser 2 Per­len (3,20€). Ein 0,3 Liter Bier kos­te­te eben­falls zwei Per­len, was für ein Fes­ti­val recht güns­tig war. Ich konn­te mich aber mit dem bel­gi­schen Bier, der Mar­ke Jupi­ler bis zum Schluss nicht anfreun­den. Dafür war der Moji­to für 7,25 Per­len (11,60€) lecker und wirk­te durch die Son­ne auch ziem­lich schnell. Ein Wod­ka Red­bull kos­te­te mich 7,50 Per­len (12€), dafür gab es aber einen coo­len leuch­ten­den Becher dazu, der immer auf­leuch­tet, sobald sich Flüs­sig­keit in ihm befin­det. Bei den Prei­sen ist es kein Wun­der, dass sich mei­ne 95 Per­len (150€), die ich auf dem Arm­band hat­te, am Sams­tag­mit­tag schon kom­plett verpulvalisierten.

Andy mit einem Mojito

Auf dem Cam­ping­platz befand sich eine Büh­ne, die extra für den Don­ners­tag auf­ge­baut wur­de. Dort ver­brach­te ich beschwipst den Abend und ver­such­te mit­zu­tan­zen und es ein­fach auf mich wir­ken zu las­sen. Ich hör­te mir Tech­no, House und EDM an. Jedoch konn­te ich nicht wirk­lich einen Unter­schied zwi­schen den Musik­rich­tun­gen erken­nen und jedes “Lied” klang für mich gleich. Es waren auch nicht wirk­lich ver­schie­de­ne “Lie­der”, son­dern eher ein gan­zes lan­ges Lied, wel­ches die gan­ze Nacht auf der Büh­ne durch­lief. Auch wenn die DJs immer nach einer Stun­de wechselten.

Extra Bühne Tomorrowland bei Tag

Ich blieb, bis der letz­te DJ auf die Büh­ne trat und hat­te dann für den ers­ten Tag genug. Dar­auf­hin begab ich mich zu mei­nem Zelt und wun­der­te mich über die Lee­re und Stil­le auf den Zelt­plät­zen. Als ob jeder Ein­zel­ne schon am Schla­fen wäre oder wahr­schein­li­cher noch auf dem Büh­nen­platz abtan­zen wür­de. Auf der Luft­ma­trat­ze ange­kom­men, stopf­te ich mir mein per­sön­li­ches Tomor­row­land High­light in die Ohren (mei­ne Ohren­stöp­sel) und schlief tief und fest, bis ich von der bru­ta­len Son­ne am nächs­ten Mor­gen geweckt wurde.

Extra Bühne Tomorrowland bei Nacht

Frei­tag

Die­sen Tag könn­te ich mit einem ein­zi­gen Wort beschrei­ben: Heiß! Die Son­ne knall­ten den gan­zen Tag auf den Kopf und brach­te Tem­pe­ra­tu­ren um die 43°C mit sich. Unse­re ein­zi­ge Auf­ga­be bis abends war es, sich von der Son­ne zu ver­ste­cken und genug zu trin­ken. Jedoch war das schwie­rig, weil fast alle Schat­ten­plät­ze schon von Men­schen­mas­sen belegt waren und die rest­li­chen Plät­ze ziem­lich unge­müt­lich und laut waren. Bei der Suche nach einem Ver­steck vor der Son­ne ent­deck­ten wir ein offe­nes Fit­ness­stu­dio, indem man kos­ten­los trai­nie­ren konn­te. Ein Box­ring war auch mit dabei. Aller­dings war hier ein Mode­ra­tor, der die Leu­te beim Trai­ning ansporn­te, sodass man nicht in Ruhe trai­nie­ren konn­te. Dort gab es auch einen Täto­wie­rer und einen Handydoktor. 

Recovery Area Tomorrowland

In der über­dach­ten „Chill-Out-Zone“ fan­den wir unse­ren Schat­ten­platz. Wir wech­sel­ten zwi­schen dem küh­len Asphalt-Boden und der küh­len Wie­se. Ste­hend, sit­zend oder lie­gend. Alles erschien nach ein paar Minu­ten unge­müt­lich. Außer­dem kauf­ten wir ca. jede Stun­de ein Was­ser für 3,20€, um nicht zu ver­durs­ten. Der Weg zum Zelt­platz, wo es kos­ten­lo­ses Was­ser gab war zu weit weg zum Lau­fen. Den Namen „Chill-Out-Zone“ hat der Platz in mei­nen Ohren nicht ver­dient, weil auch da die Musik so laut auf­ge­dreht war, dass ich jeden Bass stoß spürte. 

Andy liegt auf kühlem Gras

Nach­dem wir uns bis 16:00 Uhr erfolg­reich von der Son­ne ver­ste­cken konn­ten, hieß es Abmarsch Rich­tung Fes­ti­val­ge­län­de. Auf dem Weg beka­men wir einen kos­ten­lo­sen Son­nen­schirm. Die­se wur­den von der TML-Crew kos­ten­los an alle ver­teilt. Etwas von der Son­ne geschützt ging es wei­ter. Auf dem Weg ent­deck­ten wir ande­re Cam­ping­ab­tei­le. Es gab ein Abteil „Easy Tent“ ab 1000€, mit vor­ge­fer­tig­ten Zel­ten, in die man nur ein­zie­hen muss­te. Grup­pen­zelt­plät­ze „Fri­end­ship Gar­den“ ab 4200€, in der man als 10er Grup­pe einen bestimm­ten Platz abge­sperrt bekam und inner­halb die­sem güns­ti­ger Zel­ten konn­te. Es gab auch teu­re Abtei­le wie z.B. die „Relax Rooms“ ab 1600€. Dort gab es unter ande­rem Con­tai­ner­häus­chen mit zwei Bet­ten und allem Not­wen­di­gem fürs Campen.

Fertig-Zelte Tomorrowland

Die Wald-Umge­bung auf dem Weg wur­de schön mär­chen­haft in Sze­ne gesetzt. Ein paar alte Möbel reich­ten dafür voll­kom­men aus. Eine sehr krea­ti­ve Sache, waren die Gim­mick-Fahr­rä­der. Die­se konn­te man sich kos­ten­los von Anfang des Wegs zum Fes­ti­val­ge­län­de bis zum Ein­gang und zurück aus­lei­hen. Wenn man Glück hat­te, konn­te man sich so sei­nen 10-minü­ti­gen Lauf­weg ver­kür­zen. Dabei waren es kei­ne nor­ma­len Fahr­rä­der, son­dern jedes hat­te eine eige­ne Art von Fort­be­we­gung. Bei einem dien­te ein Auto-Lenk­rad als Lenk­rad, beim ande­ren muss­te man sein Lenk­rad oder Sat­tel hoch- und run­ter­pum­pen, um sich fort­zu­be­we­gen. Eines hat­te kei­nen fes­ten Rah­men zwi­schen Vor­der- und Hin­ter­rad gehabt, sodass man die gan­ze Zeit das Gefühl hat­te zu stür­zen. Nach ein biss­chen Übung ging das aber Recht gut und mach­te auch Spaß.

Märchen Dekoration Tomorrowland
Märchen Dekoration Tomorrowland

Am Ein­gang ange­kom­men, muss­ten wir war­ten, bis alle vor einem und man selbst kon­trol­liert wur­de. Man durf­te nur einen klei­nen lee­ren Trinkbeutel/Trinkrucksack mit aufs Gelän­de neh­men, den man an meh­re­ren kos­ten­lo­sen Was­ser­sta­tio­nen (die stän­dig über­füllt waren) auf­fül­len konn­te. Die Prei­se auf dem Fes­ti­val­ge­län­de unter­schie­den sich nicht von denen am Cam­ping­platz.
Das Ers­te was mir beim Rein­ge­hen auf­fiel, waren die Laut­stär­ke und die gro­ßen Men­schen­mas­sen. Es war über­füllt und laut.
Um einen Über­blick zu bekom­men gin­gen wir erst­mal alle Büh­nen ab. Dabei war die Büh­nen­ge­stal­tung sehr krass. Von einem Dra­chen mit einem beweg­li­chen Kopf, wel­cher Feu­er speit, bis zu einem Rie­sen Schwert waren die unter­schied­lichs­ten Büh­nen­bil­der dabei.

Das High­light war aber die Haupt­büh­ne. Die­se war enorm groß und sehr authen­tisch laut dem Mot­to “Fantasy/Bücher” deko­riert. Ein gro­ßes Buch, wel­ches am Anfang geschlos­sen war, war der Mit­tel­punkt der Büh­ne.
Beim Ope­ning wur­de die­ses Buch geöff­net, indem zwei gro­ße Bild­schir­me, wie Buch­sei­ten lang­sam aus­ge­fah­ren sind. In den Sei­ten sah man dar­auf­hin ein Gesicht und eine Stim­me hieß uns alle will­kom­men. In die­sem Moment bekam ich Gän­se­haut. Das war die­ses Magi­sche Gefühl, von dem ich vor­her sprach. 

The Book of Wisdom Tomorrowland

Lei­der waren die DJs, die dort spiel­ten, nicht die Bes­ten gewe­sen, wes­we­gen wir uns kurz nach dem Ope­ning wei­ter zum Erkun­den des Fes­ti­val­ge­län­des auf­mach­ten. Mein Kum­pel woll­te unbe­dingt eine gol­de­ne Tomor­row­land Flag­ge haben, wel­che auf 5000 Stü­cke limi­tiert und eigent­lich auch schon über­all auf dem Platz aus­ver­kauft war. Aller­dings hat­te er Glück und bekam noch eine Flag­ge für 45€. Er gab an dem Wochen­en­de ca. 200€ allein für Merch aus. Ich hielt ihn für ver­rückt, aber hät­te ich gewusst, dass die­se gan­zen Tei­le nun min­des­tens das dop­pel­te Wert sind, hät­te ich da viel­leicht auch mein Geld “inves­tiert”. Allei­ne die zuvor erwähn­ten Red-Bull Becher, die man für 1,60€ extra zu sei­nem Wod­ka-Red-Bull bekam, ver­kauf­ten sich spä­ter für das 30-fache. 

Goldene Tomorrowland Flagge

Da ich die gan­zen DJs nicht kann­te, ori­en­tier­te ich mich am Geschmack von mei­nem Kum­pel. So schau­ten wir uns an die­sem Tag Armin van Buuren und die Chains­mo­kers an. Ihren Auf­tritt fand ich ganz okay, weil da auch sehr vie­le Tei­le aus Lie­dern, die ich ken­ne, benutzt wur­den. Das war mein zwei­tes per­sön­li­ches High­light von Tomor­row­land: Die ers­ten 10 Sekun­den eines Songs, wo ich die ers­ten Stro­phen von z.B. “Don’t stop me now” von Queen mit­brül­len kann, bevor es wie­der in Elek­tro­ni­sche Musik über geht. Die Chains­mo­kers gefie­len mir auch, weil sie ihre eige­nen Instru­men­te für ein paar Lie­der benutz­ten. Irgend­wann hieß es aber wie­der zurück zum Zelt lau­fen und end­lich Ruhe in den Kopf bringen.

Tomorrowland 2019

Sams­tag

Der Mor­gen des nächs­ten Tages unter­schied sich kaum vom vor­he­ri­gen. Von der Hit­ze geweckt, mach­te ich mei­ne Ohren­stöp­sel raus, nur um wie­der die glei­chen drei Lie­der von der Marsch­ka­pel­le zu hören. Erin­nert ihr euch die Marsch­ka­pel­le vom ers­ten Tag? Nun, ich glau­be sie konn­ten ins­ge­samt nur drei Lie­der spie­len und muss­ten das Jedem jeden Mor­gen aufs Neue vor­spie­len. Sie dreh­ten ihre Run­den auf dem Cam­ping­platz, um auch die letz­ten Schla­fen­den dar­an zu erin­nern, wo man sich gera­de befin­det. Was ich am Anfang als cool emp­fand, wur­de jetzt lang­sam nervig.

Über­all wur­de man von Musik ver­folgt. Beim Gang zur Dusche, beim Gang zum Klo, in der Dusche, im Klo. Über­all war es laut und es hat zu kei­ner Zeit abge­klun­gen. Auf unse­rem Cam­ping­platz gab es eine kos­ten­lo­se Dusche und eine die 2,50 Per­len (4€) kos­te­te. Bei der kos­ten­lo­sen, stell­te man sich unter einen Strahl, die eine klei­ne Was­ser­pis­to­le bes­ser hin­be­kom­men hät­te und muss­te sich die­sen auch noch gefühlt mit fünf ande­ren tei­len. Denn die­se Dusche war öffent­lich und somit mor­gens über­füllt und der gan­ze Cam­ping­platz konn­te einem dabei zuse­hen, wes­we­gen alle eine Badehose/Bikini tru­gen. Die ande­re Dusche hat­te abschließ­ba­re Kabi­nen mit war­mem Was­ser. Außer­dem gab es Spie­gel und Haar­trock­ner.
Die WCs waren dage­gen sehr edel für ein Fes­ti­val. Denn statt Dixi-Klos mit Plas­tik­sit­zen, waren es Toi­let­ten­con­tai­ner mit Por­zel­lan-Sit­zen, wie man es von zu Hau­se aus gewohnt ist.

Kostenlose Dusche Tomorrowland
Warteschlange für bezahlbare Dusche Tomorrowland

Nach der Dusche ging es wie­der zur „Chill-Out-Zone“, um sich von der Son­ne zu ver­ste­cken. Auf dem Weg hol­ten wir uns unse­re täg­li­che kos­ten­lo­se Tomor­row­land-Zei­tung an einem der Stän­de ab. Jeden Tag gab es eine Zei­tung, mit Nach­rich­ten und Wer­bung zum aktu­el­len Tag rund um das Festival.

Tomorrowland Zeitungen

Nach­dem es den gan­zen Mor­gen und Mit­tag heiß war, fing es nach­mit­tags auf ein­mal an zu reg­nen. Also gin­gen wir zu unse­ren Zel­ten zurück und ver­such­ten, solan­ge es jetzt durch den Regen kühl war, etwas vor­zuglü­hen. Dabei freun­de­ten wir uns mit unse­ren Cam­ping­platz Nach­barn, die cool und offen waren, an. Man konn­te mit ihnen gut trin­ken und reden und wir hat­ten alle viel Spaß. Genau das was ich gebraucht habe nach mei­nen 150 Tagen ohne Alko­hol.

Leuchtende RedBull Tomorrowland Becher

So kam es, dass wir erst gegen 20:00 Uhr auf dem Fes­ti­val­ge­län­de waren. Dabei tra­fen wir auf einen Ein­woh­ner Booms. Er erzähl­te uns, dass Tomor­row­land den Ein­woh­nern ein­mal im Jahr, wäh­rend des Auf- und Abbaus ein Flug­ti­cket nach Wahl schenkt. Ein kos­ten­lo­ses Ein­tritts­ti­cket zum Fes­ti­val, sowie eine Fan-Box und Per­len im Wert von 100€ gibt es dazu. Außer­dem wird zwi­schen den Wochen­en­den, wo kei­ne Besu­cher auf dem Gelän­de sind, dort ein Nach­bar­schafts­fest ver­an­stal­tet. Da der Auf- und Abbau mit dem Fes­ti­val knapp 3 Mona­te dau­ert, wäre mir der Krach die­se Ent­schä­di­gung nicht wert.

An dem Tag schau­ten wir uns den besag­ten David Guet­ta an. Nach drei Tagen durch­ge­hen­der EDM-Beschal­lung wur­de es für mich anstren­gend zuzu­hö­ren. Das Büh­nen­bild war zwar atem­be­rau­bend und die 10 Sekun­den von mei­ner Musik waren hin und wie­der da, aber es wur­de lang­sam trä­ge. Dem stän­di­gen Regen und dem dar­aus resul­tie­ren­den Matsch konn­te man auch nichts Posi­ti­ves abge­win­nen. Immer­hin gab es Regen­capes umsonst, die man fast über­all bekam. Nach David Guet­ta und Dmi­t­ri Vegas & Like Mike ging der vor­letz­te Tag erschöpft für mich zu Ende.

Nebel auf der Hauptbühne, Tomorrowland

Sonn­tag

Geweckt von mei­ner Lieb­lings-Marsch­ka­pel­le ging der letz­te Tag ent­spannt für mich los. Drau­ßen war alles nass und mat­schig und es hat den gan­zen Tag zwi­schen­durch hin und wie­der gereg­net. Wir ent­schie­den uns dafür, unse­re Zel­te abzu­bau­en und schon mal alle Sachen ins Auto zu tra­gen, damit wir nach dem Clo­sing direkt nach Hau­se fah­ren konn­ten.
Nach­dem unse­re Sachen im Auto waren, gin­gen wir durch die schö­ne Stadt Boom zum Fes­ti­val­ge­län­de. Das Stadt­bild und die Häu­ser waren sehr sau­ber und schön. Aus den Fens­tern sah man oft Tomor­row­land-Flag­gen raus­hän­gen. Man spür­te die Lie­be der Ein­woh­ner zum Festival.

Am Fes­ti­val­ge­län­de ange­kom­men, ent­deck­ten wie einen Silence Room von der ING. In einer Grup­pe von zehn ging man in eine klei­ne Box hin­ein, in wel­cher man sich hin­setz­te und Kopf­hö­rer auf­be­kam. Man soll­te sei­ne Augen schlie­ßen und für fünf Minu­ten flüs­ter­te einem eine Stim­me ins Ohr, wie man sich am bes­ten aus­klin­ken und ent­span­nen soll. Wenn der gan­ze Lärm vom Fes­ti­val hier nicht durch die Kopf­hö­rer hin­durch zu hören gewe­sen wäre, hät­te es eine posi­ti­ve Erfah­rung wer­den kön­nen. Außer­dem klang es für mich, als wür­de der Spre­cher neben­bei einen Joghurt-Becher essen. 

Wirk­lich beru­hi­gend emp­fand ich das Orches­ter „Sym­pho­ny of Harm­o­ny“. Ein ech­tes Orches­ter, wel­ches bekann­te und moder­ne Lie­der mit Vio­li­ne, Kla­vier und Co. umsetz­ten. Mei­ne drei Lieb­lings­lie­der von der Marsch­kap­pel­le spiel­ten sie lei­der (zum Glück!) nicht. Irgend­wann spran­gen zwei DJs auf die Büh­ne und spiel­ten neben und mit dem Orches­ter ihr Set. Es war eine coo­le Idee. Pas­send fand ich die Kom­bi­na­ti­on lei­der nicht.

Symphony of Harmony Orchester Tomorrowland

Spä­ter hat­te Lil Klei­ne sei­nen Auf­tritt. Ein Nie­der­län­der, der auf Hol­län­disch rappt und den man von dem Lied “Stoff und Schnaps” kennt. Das war die zwei­te Show, die ich von ihm sah und obwohl ich kein Wort ver­stan­den habe, fand ich die all­ge­mei­ne Stim­mung und sei­ne Per­for­mance klasse. 

Lil Kleine beim Tomorrowland 2019

Der Name Ste­ve Aoki (Pur­su­it of Hap­pi­nes, Pro­ject X), den wir als nächs­tes hör­ten, sag­te mir auch etwas. Sei­ne Show war auch nicht schlecht. Auch wenn ich die Vide­os, die im Hin­ter­grund lie­fen, über­haupt nicht ver­stand und nur staun­te und mich frag­te, wie man so einen Mind­fuck pro­du­zie­ren konn­te. Wahr­schein­lich war es aber für Men­schen gedacht, die sich mit etwas ande­rem als Alko­hol beglückten.

Ich hielt das Tomor­row­land für ein Fes­ti­val, auf denen sehr vie­le Dro­gen kon­su­miert wer­den. Das war auch einer der Grün­de, wie­so ich eigent­lich immer schlecht gegen­über dem Fes­ti­val ein­ge­stellt war. Es war aber alles nicht so schlimm wie ich es erwar­tet habe. Klar sah man vie­len an, dass sie Dro­gen nah­men und auch die DJs wahr­schein­lich ihre Vide­os, die im Hin­ter­grund lie­fen, dar­auf aus­leg­ten, aber über­trie­ben fand ich das im Ver­gleich zu ande­ren Fes­ti­vals nicht. Wobei ich zwei Mal sah, wie offen­sicht­lich ohn­mäch­ti­ge Frau­en raus­ge­tra­gen wur­den. Mir wur­de auch ein­mal Koka­in ange­bo­ten, als ich mich allein auf eine Bank hin­setz­te, um mich ein biss­chen zu entspannen.

Das Clo­sing beinhal­te­te einen Über­aschungs­auf­tritt von „3 are legend“. Einer Grup­pe bestehend aus Ste­ve Aoki, Dmi­t­ri Vegas und Like Mike. Beim Clo­sing waren gefühlt alle Men­schen aus allen Ecken des Fes­ti­vals an der Haupt­büh­ne ver­sam­melt. Ein Rie­sen Feu­er­werk und das Schlie­ßen des Buchs auf der Mains­ta­ge been­de­ten das Tomor­row­land-Fes­ti­val.
Dar­auf­hin bil­de­te sich am Aus­gang ein gro­ßer Men­schen­stau und so brauch­ten wir statt 20 Minu­ten unge­fähr eine Stun­de bis zum Auto. Mit vie­len gesam­mel­ten Ein­drü­cken ging es dann Rich­tung Hei­mat und das Kapi­tel Tomor­row­land 2019 konn­te ich für mich erfolg­reich abschließen.

Feuerwerk beim Tomorrowland beim Closing

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert